Beate Tröger , 26.07.2022

Rosa Mondnacht

Überlegungen zum Verhältnis der Werke von Maren Kames („halb taube halb pfau“ und „luna luna“) zur literarischen Romantik

1.    Einleitend


Eine der vielleicht kürzesten und prägnantesten gegenromantischen Polemiken stammt von dem heute 93-jährigen Satiriker und Cartoonisten Hans Traxler, einem Vertreter der so genannten Neuen Frankfurter Schule. In seinem Bildgedicht „Der Fall Friedrich“ rechnet er satirisch mit dem romantischen Maler Caspar David Friedrich ab:

Der Fall Friedrich

Der Caspar, der David, der Friedrich
die malten zusammen ein Bild

Und als das Bild dann fertig war,
hat Friedrich die beiden gekillt

Er brachte das Bild in den Herbstsalon
Die Leute riefen: „Wie niedlich!“

„Wer ist der Maler?“  „Seht her Ich bins   ̶   
ich, Caspar David Friedrich!“

Moral: Ein wirklich gutes Bild rechtfertigt alles, inclusive Mord. [1]

Man sieht auf den Illustrationen zum Text drei Männer im Wams, die ein Gemälde auf die Leinwand bringen, das sich unschwer als Caspar David Friedrichs „Mondaufgang am Meer“ von 1822 identifizieren lässt. Während auf der Leinwand drei Menschen Gestalt in einer Landschaft annehmen, geschieht im Atelier das Gegenteil: Caspar und David werden von ihrem Malerkollegen Friedrich erdolcht. Die auf dem dritten und vierten der vier Bilder gezeichnete Menge im Salon bewundert das fertige Gemälde und den etwas garstig grinsenden Friedrich, der sich nun zum alleinigen Urheber jenes Gemäldes erklärt, das wir als Ausdruck eines Malergenies der Romantik in unserem kulturellen Gedächtnis verankert haben.

Es mag verwundern, dass ich mit einem satirischen Blatt beginne. Ich werde das noch begründen. Doch nun zu Maren Kames und der Frage, wie sich deren multimediale Arbeiten, die sich, obwohl in der Rezeption vorwiegend als Gedichtbände eingeordnet, eindeutigen Gattungszuschreibungen entziehen, teilweise affirmativ, vor allem aber polemisch, zu den Thesen, Themen und zur Rezeption der Romantik verhalten, und wie dies von der Literaturkritik gespiegelt wird.

Mit ihrem ersten Band halb taube, halb pfau erregte die 1984 in Überlingen geborene Kames sofort die Aufmerksamkeit der Literaturkritik. Das Debut der Autorin, die Kulturwissenschaften, Philosophie und Theaterwissenschaften in Tübingen und Leipzig sowie Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus am Institut für Literarisches Schreiben in Hildesheim studierte, wurde von Kritikern wie Christian Metz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „kompositorische Meisterleistung“ oder von Denis Scheck als „wirklich spektakuläres Debut“ gefeiert.

Schon halb taub, halb pfau arbeitet wie anschließend luna luna aus dem Jahr 2019 multi- bzw. intermedial. In halb taube halb pfau alternieren grafisch unterschiedlich auf den nicht paginierten Seiten gesetzte Textblöcke mit QR-Codes, die zu scannen der Leser ein Smartphone benötigt, um die hinter den Codes gespeicherten, eigens zum Buch von Klaus Janek komponierten Tonspuren abzurufen. Versucht man eine Art plot aus halb taube halb pfau zu extrahieren, ließe sich mit einer Rezension von Matthias Ubl sagen, dass es sich handelt um:

eine winterliche Seelenlandschaft zwischen schmelzenden und zerbrechenden Polen, in der Stimmen an den Rand eines Sees gespült werden, Wölfe & Erinnerungen lauern. Das Zerbrechen der Schollen, das Tauen, das Fragmentiertsein, sowohl semantisch als auch typographisch, erzeugen […] eine Bewegung durch und gegen diese Landschaft, die als Reise beschrieben werden muss. Die Reise durch dieses nicht begrenzte Gebiet kennt kein Ziel, ihr Modus ist die mediale Unterbrechung, der Wechsel der Plateaus, gerade dann, wenn man sich verliert, so wie auch das zentrale sprechende Ich, eine Stimme unter Vielen, verloren ist. Das »Ich« ist in diesem Text gleichzeitig Durchquerendes und Durchquertes: also Landschaft und Wanderer. Die Beschreibung der Landschaft hat dabei nichts Nostalgisches, verliert sich eben nicht in einer Naturromantik oder dem Schwelgen über scheinbar Unberührtes. Diese Landschaft verfällt und ist im Werden. Dabei ist sie schön, aber sie hetzt uns […].
In einer Soundcollage wird in dokumentarischem Stil von den – schon erwähnten – schmelzenden Polen gesprochen. Die Motive der Klimaerwärmung, die Erhitzung der Erdatmosphäre, des Tauens einerseits und jenes der Erkaltung, des Schneetreibens in der seelischen Atmosphäre, die auch eine soziale Kälte ist, oszillieren in Kames‘ Text. Gleichzeitig denkt man durch die technische Vermittlung der QR-Codes […] an Donna Haraways ironische Figur der Cyborg. Diese Seelenlandschaft, dieses Ich ist nicht etwas der Technik Entgegengesetztes, sie konstituiert sich durch sie und auch ein Song auf Youtube von The Antlers wird plötzlich zur inneren Stimme.
[2]

In luna luna sind die Texte grundsätzlich Weiß auf Schwarz gesetzt, was für diejenigen Leser eine Herausforderung darstellt, die üblicherweise ihre Lektüre mit Notizen flankieren. Richard Kämmerlings nennt den Band in seiner Rezension in der WELT „ein optisches und haptisches Gesamtkunstwerk, eingebunden in schwarz schimmerndes Comtesse-Leinen, ein buchgestalterisches Meisterstück“ und verbindet diese Gestaltung mit einer Deutung:

Das ist mehr als eine Äußerlichkeit: Kames’ Verse stammen aus jener der Sonne abgewandten Seite der Existenz, aus dem „Mondgebiet“, in dem die Sprache zu träumen beginnt und das seit jeher das genuine Reich der Dichtung ist. Zumal jener, in der von der Liebe die Rede ist. [3]

Neben der Literatur werden in halb taube halb pfau und luna luna als distinkt betrachtete Künste mit einbezogen, klangliche, musikalische und Elemente der visuellen Gestaltung eingesetzt, in beiden Fällen von Erik Spiekermann, der als Grafiker und Typograf zu den Pionieren seiner Disziplin zählt [4].

Luna luna, das zweite Werk, besteht aus einem vierteiligen, stark rhythmisierten Prosatext. Der erste Teil ist mit „Scheiße und Eiskaltz“ überschrieben, der zweite mit „Krieg (wieso)“ der dritte mit „Liebe (wohin)“, der vierte trägt die Überschrift „aber“. Die Bruchstücke eines plots kreisen um enttäuschte Liebe, Krieg, die Geschichte eines nicht mehr eindeutig zu verortenden Subjekts, kreisen in gewisser Weise um den Mond, jenen Himmelskörper, dem in der Astrologie und der abendländischen Geistesgeschichte das weibliche Prinzip zugeschrieben wird, und der in der Genesis als das „kleine Licht, das die Nacht regiert“ beschrieben wird (Gen. 1, 16-19), und damit um jenen Gegenstand, der in unzähligen Variationen, insbesondere romantischen Texte bedichtet, besungen und gemalt wurde und seitdem mit dem komplexen und schwer zu beschreibenden Mischgefühl der Sehnsucht assoziiert ist.

Maren Kames montiert in luna luna ihre sprachlichen Bearbeitungen des Mondes mit dessen naturwissenschaftlicher Seite, indem sie den ESA-Astronom Detlef Koschny, der bei der European Space Agency (ESA) beschäftigt ist, zu Wort kommen lässt, womit sich die Perspektive verkehrt: hier wird nicht zum Mond gesungen, sondern von ihm herab auf die Erde. Stichwort Gesang: Am Ende des Bandes findet sich eine Trackliste mit 27 Popsongs, die in bestimmter Weise in den Text Eingang finden, mit ihm in Beziehung gesetzt werden können, worauf ich noch genauer eingehen werde.
Zwar finden sich auch in Maren Kames’ Werk, insbesondere in luna luna der Romantik zuzuordnende Elemente, Motive und Konstellationen, finden sich Äußerungen einer Sehnsucht der sprechenden Instanz, doch das Ich ist hier, ganz generell gesprochen, weit weniger kohärent zu denken, als es noch in der Romantik der Fall war.

2.    Konzepte des Ichs in der Romantik


Generell von einer Konzeption des Ichs in der Romantik zu sprechen, ist natürlich vollkommen unzulässig. Dennoch scheint es wichtig, zu zeigen, worauf es mir ankommt, um besser zu fassen, wie sich in Kames’ Werk die Idee des Ichs von romantischen Vorstellungen abhebt, womöglich als romantikkritische Position gelesen werden kann.

An dieser Stelle möchte ich grob umreißen, wie das romantische Ich zu denken wäre, lediglich mit dem Ziel, das Ich in Kames’ Texten dagegen abzugrenzen: Johann Gottlieb Fichte konstatierte eine Paradoxie der Selbstreflexion, in der man ein Ich setzt, auf das man reflektiert, das aber, weil man es setzt, gar nicht vorhanden ist. Auf diese Paradoxie griff wiederum Friedrich Schlegel in seiner Theorie der romantischen Poesie als progressiver Universalpoesie zurück, in der diese Logik des Nicht-Erfüllten enthalten ist. Sie ist wiederum von Descartes hergeleitet, der alle Reflexion auf den Zweifel gründet. Schon bei Fichte und Schlegel lässt sich also ein Modus der Reflexion nachweisen, in dem der Gegenstand selber nie klar wird. Bereits in der Romantik wird das Ich als etwas verstanden, was gesetzt und angenommen wird als Hypothese. Es basiert auf einer Annahme, das Ich wird als zerfallenes und zerfallendes gedacht.

Doch es gibt Gegenstrategien zu diesen Denkfiguren, die dazu dienen, die Umgebung und das eigene Leben zu fassen und zu affirmieren. Dazu kann das Romantisieren gezählt werden. Romantisieren, und hier beziehe ich mich auf Dirk von Petersdorffs Romantik. Eine Einführung, meint mit Novalis, die uns umgebenden Gegenstände und unsere Lebensvollzüge so anzusehen, dass sie auf das Unbedingte hinweisen, dass sie Bedeutung erhalten, wertvoll werden. [5] Man solle, so stellt Petersdorff Novalis dar, dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein verleihen.
Über diese Strategie, so meine ich, wird ein Selbstverständnis des Autors und ein Verhältnis zum Text angelegt und vielfach auch sprachlich realisiert, das sich im vielleicht bekanntesten Satz von Novalis manifestiert: „Wo gehn wir denn hin?“ „Immer nach Hause“.  Es handelt sich um ein Zuhause, das zwar nie erreicht, aber als telos behauptet werden kann. Die romantische Bewegung führt zu einem Gefühl der Sehnsucht, von Friedrich Schlegel definiert als „echappé de vue ins Unendliche“.

3.    Vom Aufgeben und Zusammenbrechen   ̶   Die Instanz der Rede


Maren Kames’ Werk distanziert sich im Aufgreifen von Motiven, Bildern, Zitaten aus der romantischen Literatur zwar nicht gänzlich von Sprech- und Denkweisen der Romantik. Doch sie werden in diesen Texten nicht als Fortführung romantischer Traditionen verstanden, sondern sind doppelt gebrochen, sind Brechung und brechende Ironisierung durch ein gebrochenes Ich, das seine Kohärenz erst gar nicht mehr als zu erreichendes telos setzt. Noch radikaler wird hier gebrochen mit dem Konzept eines Ichs, das ganz sein kann oder potenziell ganz werden, das zu sich finden könnte. Das lässt sich z.B. beobachten auf der Ebene des Haupttexts von luna luna in der intertextuellen Bezugnahme auf das wohl bekannteste Zitat von Novalis:

und weißt du,
du bist nicht das mädchen, das ich mal kannte.
auch nicht das, was ich mir mal ausgemalt habe,
du wanderst so viel.
und du hast nie richtig nachhause gefunden
[6]

Das „immer nach Hause“ des romantischen Wanderers hat sich ins Gegenteil, in ein „nie nach Hause“, verkehrt.
Wer aber spricht in diesen Versen? „um wen es sich handelt, weiß man nicht“. Dieses Ich ist nicht leicht zu fassen, es ist, anders als im Cartoon von Traxler, wo eine gewaltsame Stärkung des Autorsubjekts vollzogen wird, in der ein Teilurheber eines Kollektivs sich die künstlerischen Anteile seiner Miturheber auf brachialste Weise, durch Mord, aneignet. Bei Kames lässt sich die umgekehrte Bewegung ausmachen: die Autorinstanz tritt in einen Dialog bzw. Polylog mit anderen Stimmen, die zum Teil markiert, zum Teil unmarkiert zitiert werden, und mit anderen Künsten.

Schon die Titel beider Bände weisen auf ein grundsätzliches Uneins- oder Gemischtsein des Ichs hin: Während halb taube halb pfau den Bruch, das Hybride, das niemals mit sich eins Werdende der Sprecherinstanz markiert, es sich bei einem Tier, das halb Taube, halb Pfau wäre, um eine Art gesampelten Vogel handelte, wird in luna luna über die Verdoppelung des Mondes im Titel der Originalitätsgedanke, etwas sei einzig, unverwechselbar, konterkariert, was auf die Charakteristik Sprecherinstanz übertragen werden kann, bzw. die Annahme nahelegt, dieses Ich könne doppelt sehen.
Sowohl im Fall von halb taube, halb pfau wie von luna luna haben es die Rezipienten also mit einer Konstruktion von Autorschaft zu tun, in der zwar auf der Ebene des Textes immer wieder Kohärenz des sprechenden Subjekts durch die Verwendung der Personalpronomen „ich“ und „du“ angedeutet wird, doch ist das Ich hier mindestens doppelt, oder eben vielfach.

Die Fragmentierung, der Bruch, das Hybride in der Form, der polylogische Umgang mit Texten, Klängen, Melodien, visuellen Elementen, dezentrieren zudem die sprechende Instanz. Auch den Figurenreden des Sheitans, eines dämonischen, bösartigen Wesens, und der Geisha, der luftigen Liebedienerin und Mondgefährtin aus einem anderen Kulturkreis, tragen in luna luna dazu bei. Dem entgegen stehen autofiktionale Äußerungen in beiden Werken, wie in der Angabe der eigenen Mobilfunknummer der Autorin in luna luna oder einem weiteren poetologisch lesbaren Satz auf der nicht paginierten Seite 100 aus halb taube halb pfau wie folgt manifestiert: „Mein Name ist Kames, ich habe etwas aufzugeben“ [7].

Die semantische Mehrdeutigkeit des Aufgebens  ̶  ich liste hier die Definitionen aus dem DUDEN  ̶   im Sinne von „zur Weiterleitung, Beförderung, Bearbeitung übergeben“, „als Schularbeit auftragen“, „als Aufgabe stellen“, „zur Auflösung vorlegen“, „auferlegen; auftragen, etwas zu tun“, „auffüllen“, „zu verarbeitendes Gut auf ein Fördergerät geben“, „angeben“, „aufschlagen“, aber eben auch „mit etwas aufhören“, werden von der sprechenden Instanz gleichen Namens wie die Autorin in diesem Satz zusammengebracht. Der Satz „Mein Name ist Kames, ich habe etwas aufzugeben“, funktioniert wie eine Anweisung zu unterschiedlichen Lektürehaltungen, erinnert auch an das semantisch und klanglich nahe Verb „aufheben“, mit dem man bei Lesarten des Begriffs Aufhebung anlangt, der für die abendländische Philosophiegeschichte bekanntermaßen eine große Rolle spielt.

In luna luna wird an einer Stelle „die ganze maren“ aufgegeben, aufgehoben, zu Fall gebracht, um wieder aufzuerstehen:

und der sturz der ganzen maren auf ihre schnauze drauf,
und kein elefant,
und alles nochmal von vorne:
[8]

Die Autorschaft, insbesondere in Form eines Herrschaftsverhältnisses der sprechenden Instanz über ihre Texte wird durch Strategien des Aufgebens bzw. Zusammenbrechens immer wieder torpediert. Dass Strategien wie diese, insbesondere in Verbindung mit den Tonspuren zu den Büchern für die Konstruktion von Autorschaft im Werk von Kames erheblich sind, hat auch Andreas Platthaus in seiner unveröffentlichten Rede zur Verleihung des Wiesbadener Literaturpreises 2021 an Maren Kames herausgestellt:

Aber meint sie mit „Kames“ sich selbst? Im Buch ja, doch in dem, was wir hier auszeichnen, dem Spiel durch raffiniertes und innovatives Verweben, ist das nicht so. Denn zehn Seiten weiter in halb taube halb pfau öffnet sich eine Tür ins Jenseits dieses Buchs: in Form eines QR-Codes, mit dem das Lesepublikum zum Auditorium wird, denn das Einlesen des Codes mit dem Smartphone führt uns zu einer Netzpräsenz mit der sogenannten Audioebene, die das ohnehin schon collagierte Schriftgeschehen von halb taube halb pfau zusätzlich mit einem mehrschichtigen Klanggeschehen durchsetzt. […] Die individuelle Persönlichkeit ist der Sprechenden im zugehörigen Klangbild ausgetrieben, denn es ist etwas anderes, ob wir etwas lesen oder hören. Gesprochen wird der Satz „Mein Name ist Kames“ als Vorstellung empfunden – die Stimme ist außerhalb unseres Kopfes, sie ist eine andere. Gelesen dagegen machen wir uns den Satz „Mein Name ist Kames“ zueigen. Er ist drin in unserem Kopf. Wir sind dann Kames, und unser Ich wird damit eine andere. [9]

Was der Laudator hier vielleicht etwas raunend, aber zutreffend als „Tür ins Jenseits“ bezeichnet, sind die Klangtakes, die akustischen Komplemente zum Text, die in einer Art freien Rückkoppelung den Text eben nicht im Sinne einer romantischen Spiegelung lediglich in ein anderes Medium übersetzen, sondern ihn modifizieren.
Das intermediale Verfahren, den Texten musikalische Takes beizugeben, wird in luna luna wiederum in veränderter Weise eingesetzt. Der Haupttext von luna luna unterscheidet sich in seinem Verfahren von dem von halb taube halb pfau insofern als hier der bereits erwähnte Soundtrack mit 27 Titeln beigegeben ist, dessen Lieder in Passagen teilweise wörtlich, teilweise sehr frei ins Deutsche übersetzt und in den Haupttext übertragen werden, ein Verfahren, das einen ganz eigenen poetischen Reiz entfaltet. Die Zeile aus dem ersten Teil „SCHEISSE UND EISKALTZ“ des in drei Teile gegliederten Bandes beginnt mit dem Satz:

in meinen gloriöseren tagen bin ich ziemlich |
lunar gewesen
[10]

Er geht zurück auf den Song „no more i love you’s“ der britischen Sängerin Annie Lennox. Im Bandtext selbst wird auf die englischen lyrics mittels einer Fußnote verwiesen und zu den von Kames rückübersetzten Versen werden mehrere Songzeilen des englischen Originals ergänzt:

i used to be a lunatic from the gracious days
i used to feel woebegone and so restless nights
my aching heart would bleed for you to see
oooh, but now   ̶  
I don't find myself bouncing home
whistling buttonhole tunes to make me cry

no more i love you's
the language is leaving me
no more I love you's
changes are shifting outside the words

Interessanterweise wird damit im englischen Original mit “the language is leaving me” und “changes are shifting outside the words” auf einen Zustand der Sprachnot verwiesen, der verstanden werden kann als Abgesang auf eine verflossene Liebe. Im Kontext von Kames’ ästhetischem Programm sind diese Zeilen, wenngleich keine aus der Feder der Autorin, wiederum als poetologische Positionierung lesbar, die sie umgekehrt im Original von Lennox nicht haben: Wenn die (literarische) Sprache an ihre Grenzen kommt, kann noch die Echokammer Musik aktiviert werden.

Eine weitere Dimension und eine weitere Aufladung des geschriebenen Textes mit Intertexten und -medien, die in luna luna durch die Beigabe der insgesamt 27 Tracks eröffnet bzw., ermöglicht wird, und mit der eine Veruneindeutigung der Sprecherinstanz einhergeht, ergibt sich daraus, dass man die Lieder auch im Internet in Form der entsprechenden Videoclips abrufen könnte. Beim zitierten Song wird im Video zu „no more I love you’s“ aus Annie Lennox’ Liebesabgesang eine ironisch-queere Parodie eines traurigen Liebesliedes, die, bezieht man sie nun auf Kames Text, völlig offen lässt, wie existenziell der Verlust der im ersten Kapitel von luna luna beschriebenen Liebe, des geliebten Gegenübers tatsächlich zu verstehen sei, recht sicher kann aber gesagt werden, dass Kames’ Liebeskonzeption in luna luna sich gleichermaßen an dem Konzept einer romantischen unbedingten Liebe abarbeitet wie es sie zugleich ad absurdum führt.
Eine Art Echokammer formieren auch die eine Kreisstruktur des Textes evozierenden beiden Zitate, die eine Rahmung des Haupttextes von luna luna bewirken. Das erste ist dem Titelsong des dritten und letzte Studioalbum des britischen Folksängers Nick Drake entnommen, es lautet: „pink, pink, pink, pink pink moon”.

Der Titel des Albums, deutsch „Rosaroter Mond“, bezeichnet einen Vollmond zu Frühlingsbeginn, der als schlechtes Omen gilt. Das Album von 1972, etwa zweieinhalb Jahre vor Drakes frühem Tod aufgenommen, ist ein Klassiker der Musikgeschichte. Drake war ein junger Musiker, der unter Depressionen litt. 1972 spielte er in nur zwei Nächten, das auf seinen eigenen Wunsch hin nicht arrangierte, schnörkellose Album ein, auf dem lediglich sein Gesang, seine Gitarre und ein paar selbst eingespielte Klaviertöne zu hören sind. Drake starb mit 26 Jahren an einer Überdosis Antidepressiva.
Das zweite Zitat entstammt dem Song „Pynk“ der 1985 geborenen Sängerin und Songwriterin Janelle Monae, von ihrem dritten Album Dirty Computer, ein Konzeptalbum. „Pynk“ ist sowas wie ein feministisches Manifest in Gestalt eines Songs, der alles, was rosa ist, feiert, dies allerdings nicht im Sinne des tradierten Rosa für Mädchen. Die lyrics von Monaes „Pynk“ werden als nicht jugendfrei deklariert, und die Versponnenheit der Sängerin ist keine depressive, sondern eine, die sich einem offensiv emanzipatorischen Gestus zeigt.

Pink is the truth you can't hide, maybe
Pink like the folds of your brain, crazy

Am Ende des Haupttextes von luna luna werden dann beide Songs erneut zitiert:

I saw it written and i saw it say
Pink moon is on its way
An none of you stand so tall
Pink moon gonna get ye all

Aus “Pink Moon” und

Pynk as we all go insane

aus „Pynk“ wird, beim Anhören der Tracks bzw. beim Hören und Sehen der Videos klar, dass sich nicht nur die beiden abweichenden Geisteszustände des Verrückten unterscheiden, sondern, dass mit der Wahl dieser beiden Zitate auch tradierte Geschlechterrollen von den Füßen auf den Kopf gestellt werden: die einsame, von akustischer Gitarre untermalte, zarte Stimme Nick Drakes steht in krassem Gegensatz zu der mit etlichem technischen Aufwand in Szene gesetzten Stimme Monaes. Hier der unter Genderkriterien weiblich attributierte Mann, da die männlich attributierte Frau ̶   das Von-den-Füßen-auf den Kopf stellen findet in Kames Werk immer neue Ausdrucksformen.

4.    Maren Kames Werk als Echokammer der Romantik? Zur Rezeption im Feuilleton unter diesem Fokus


Der Rekurs auf Topoi und Motive der Romantik in der Rezeption von Kames’ Werk ist im Feuilleton und auf Internetportalen schon beim Debut und in der Folge immer wieder zu beobachten. Zwei Positionen möchte ich genauer betrachten.
Der Rezensent Björn Hayer stellt in seiner Rezension auf ZEIT online vom 12.12. 2019 eine Verbindung zwischen luna luna und der Romantik her:

Das Ich aus Maren Kames' Langgedicht Luna Luna taumelt durch Weite und Dunkelheit. Woher es kommt und wie es ins All geraten ist, erfahren wir nicht. Es ruft nach seiner Mutter, wartet auf den es hoffentlich forttreibenden Wind und fragt sich, wo eigentlich sein Schuh geblieben ist. Was wir zu Beginn vernehmen, sind Ohnmachtsbekundungen eines längst in Auflösung befindlichen Subjekts: „ganz perdu bin ich gewesen, / wirklich ganz schlecht beieinander bin ich gewesen / und alles ist mir also abhanden gekommen“.
Wer sich gerade beim letzten Vers an Friedrich Rückerts und von Gustav Mahler musikalisch veredeltes „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ erinnert fühlt, dem mag inmitten der kosmischen Desorientierung zumindest eine vage Spur aufgefallen sein. Ist später dann auch noch von „hunde[n] bei den siedlungen“ die Rede, die zweifelsohne auf Wilhelm Müllers Zyklus Die Winterreise verweisen, erkennt der Leser: Hier schreibt eine Autorin von der Romantik her, und zwar von einer traurigen, zutiefst von Weltschmerz geprägten.
[11]

Hayers Rezension steht exemplarisch für eine naive Referenzierung von Kames Schreiben bzw. von luna luna auf die Tradition der Romantik, indem Hayer weitgehend außer Acht lässt, wie sich im Text beinahe schon überdeutlich Strategien der Durchkreuzung romantischer Vorstellungen und Topoi zeigen.

Sehr nuanciert und differenzierter geht dagegen die bereits zitierte Rezension „Zerbrechende Landschaften. Aspekte von Maren Kames‘ halb taube halb pfau“ von Matthias Ubl vor. In einer Passage führt der Rezensent aus, was er mit dem Begriff der „Naturromantik“ bereits ins Spiel gebracht hat: die Romantik als Referenz- und Interpretationshorizont, allerdings nicht ohne diese wieder infrage zu stellen:

halb taube halb pfau ist ein romantisches Buch. Landschaft und Natur spiegeln das Innenleben, nur dass das Außen selbst schon beschädigt ist. Bemerkenswert ist, dass Kames auf gewisse Weise auch Friedrich Schlegels Diktum der Universalpoesie einlöst. Dieser schreibt im berühmten 116. Athäneumsfragment, die Bestimmung der Universalpoesie sei es, »alle getrennten Gattungen wieder zu vereinigen«. So finden sich Lyrisches, Prosaisches, Dramatisches, aber eben auch das Hörspiel hier zu einer ganz neuen Einheit zusammen. Gleichzeitig versperrt sich Kames‘ Text der reaktionären Tendenz romantischer Dichtung […] bei Kames wird eine Gegenwelt erschaffen, der Kampf, das Fragmentiert- und Getriebensein erscheinen hier aber nicht in neuem, affirmativem Gewand. Kames hält die Wunde offen und das grenzt sie von der Romantik ab. Ihre zerbrechende Landschaft, ihre Schollen, das rastlose Wandern, die Verlorenheit und Ruhelosigkeit: Sind das nicht auch wir als »erschöpftes Selbst« (Alain Ehrenberg)? Bei Kames wird eine poetische Welt erschaffen, die in ganz eigener Sprache bedeutet, was wir als neoliberale Subjekte im beschleunigten Kapitalismus, der zunehmend auch unser Innenleben kolonialisiert, tagtäglich erleben. »Ist das Weltall denn nicht in uns?«, fragt Novalis (Weltall hier im Sinne des Weltganzen). Ja, müssen wir mit halb taube halb pfau antworten und uns fragen, was das eigentlich für eine Welt ist […] [12]

Die Marker, die Ubl explizit anführt, um eine Relation zwischen halb taube halb pfau und der Romantik herzustellen, sind die Spiegelung des Innenlebens von Landschaft und Natur. Des Weiteren sieht er Friedrich Schlegels Diktum der Universalpoesie eingelöst, das dieser im 116. Athäneumsfragment formuliert und in dem er die Bestimmung unter anderem darin sieht, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen. [13]
Ubl schränkt seinen Vergleich von halb taube halb pfau mit romantischen Vorstellungen allerdings ein, indem er anmerkt, Kames‘ Text versperre sich der reaktionären Tendenz romantischer Dichtung. Während in der romantischen Literatur, die Unzufriedenheit mit dem Wirklichen, also dem reaktionären Ständestaat und seinen Widersprüchen verdrängt würden, und in einer poetischen Gegenwirklichkeit wiederkehrten, eine Fantasiewelt zur „heimlichen Heimat“ werde, sei die von Kames erschaffene Gegenwelt, der der darin stattfindende Kampf, das Fragmentiert- und Getrieben-Sein nicht in neuem, affirmativem Gewand erschienen. Kames, so Ubl, halte die Wunde offen.
Durch eine Absage an Gattungsgrenzen  ̶   sowohl in halb taube halb pfau wie in luna luna liegen jeweils auch in mehrstimmigen Hörspielversionen vor, vermittels eines Durchkreuzens von poetischer und Wissenschaftssprache, durch das Einbeziehen fremder Kompositionen, Grafik und vor allem, bei luna luna vornehmlich von Popmusik  ̶   der Deutschlandfunk bezeichnet das produziertes Hörspiel von anderthalb Stunden Länge als „Poetisches Hörspiel über Popmusik“ ̶  , durch ein kreatives Ummünzen von lyrics englischer Provenienz in deutsche Sprache gehüllt, vor allem aber durch ein konsequentes Schaffen einer brüchigen, nicht mehr dingfest zu machenden Sprecher- und Autorinnenrolle, schafft Maren Kames multimediale, polyphone Gebilde, die sich gängigen Zuschreibungen immer wieder entziehen, ein Entzug, der gerade deshalb nicht eskapistisch wirkt, weil er sich nicht im luftleeren Raum, sondern durchaus in Traditionen verankert, sie aufnimmt, hinterfragt, in ungewohnter Weise fort- und umschreibt.

Die von der Autorin auf der Webseite von halb taube halb pfau als solche benannten Echokammern und Remixes führen weit weg von vermeintlichen Haupttexten, sie lösen den Haupttext auf in ein potenziell Unendliches und kommen vielleicht paradoxerweise und trotz der Abgrenzung von der Romantik in einer Art dialektischem Umschlag gerade dadurch dem Ideal einer Universalpoesie frappierend nahe.

Anmerkungen:

[1] Hans Traxler: „Der Fall Friedrich“, Die Neue Frankfurter Schule. „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“, hg. von WP Fahrenberg und Armin Klein, Frankfurt: Arkana 1987, S. 382.

[2] Matthias Ubl: „Zerbrechende Landschaften.“ Aspekte von Maren Kames’ halb taube halb pfau, zitiert nach:

www.refrat.de/huch/2017/10/zerbrechende-landschaften-aspekte-von-maren-kames-halb-taube-halb-pfau/ (zuletzt abgerufen am 03. Juli 2022).

[3] Richard Kämmerlings: „Liebe als Abwehrzauber gegen schwarze Magie“, WELT online, 31.12. 2019:

www.welt.de/kultur/literarischewelt/article204671326/Maren-Kames-Ihr-Lyrikband-Luna-Luna-hilft-gegen-schwarze-Magie.html (zuletzt abgerufen am 05. Juli 2022).

[4] Spiekermann gestaltete u.a. Leitsysteme für die BVG Berlin und Flughafen Düsseldorf, gründete außerdem 1989 FontShop, den weltweit ersten Vertrieb für elektronische Schriften. Einige seiner Schriftenwürfe, u. a. FF Meta und ITC Officina, gelten als moderne Klassiker. Eine Subtype der FF Meta, die FF Real, ist die Satzschrift von beiden Büchern von Kames.

[5] Dirk von Petersdorff: Romantik. Eine Einführung, Frankfurt am Main: Klostermann 2020, S. 35.

[6] Maren Kames: luna luna. Berlin/Zürich: Secession 2020, S. 21.

[7] Maren Kames: halb taube halb pfau, Berlin/Zürich: Secession 2016, S. 100.

[8] Kames: luna luna, a.a.O., S. 40.

[9] Andreas Platthaus: Laudatio auf Maren Kames, gehalten am 16. Juni 2021 anlässlich der Verleihung des Literaturpreises der Stadt Wiesbaden an Maren Kames. Der Text wurde mir dankenswerterweise vom Autor zur Verfügung gestellt.

[10] Maren Kames: luna luna. Berlin/Zürich: Secession 2020, S. 10

[11] Björn Hayer: „der balm, der plüsch, der flausch. Wohin schauen, wenn es auf der Erde dunkel ist? Die Autorin Maren Kames hat mit luna luna eine furiose Ode an den Mond geschrieben. Heller wird dadurch aber nichts“, ZEIT online, 12.12.2019,

www.zeit.de/kultur/literatur/2019-12/maren-kames-luna-luna-buch (zuletzt abgerufen am 03. Juli 2022).

[12] Matthias Ubl: Zerbrechende Landschaften. Aspekte von Maren Kames’ halb taube halb pfau, zitiert nach:

www.refrat.de/huch/2017/10/zerbrechende-landschaften-aspekte-von-maren-kames-halb-taube-halb-pfau/ (zuletzt abgerufen am 03. Juli 2022).

[13] „Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennte Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen, und durch die Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfaßt alles, was nur poetisch ist, vom größten wieder mehre Systeme in sich enthaltenden Systeme der Kunst, bis zu dem Seufzer, dem Kuß, den das dichtende Kind aushaucht in kunstlosen Gesang. Sie kann sich so in das Dargestellte verlieren, daß man glauben möchte, poetische Individuen jeder Art zu charakterisieren, sei ihr eins und alles; und doch gibt es noch keine Form, die dazu gemacht wäre, den Geist des Autors vollständig auszudrücken: so daß manche Künstler, die nur auch einen Roman schreiben wollten, von ungefähr sich selbst dargestellt haben. Nur sie kann gleich dem Epos ein Spiegel der ganzen umgebenden Welt, ein Bild des Zeitalters werden. Und doch kann auch sie am meisten zwischen dem Dargestellten und dem Darstellenden, frei von allem realen und idealen Interesse auf den Flügeln der poetischen Reflexion in der Mitte schweben, diese Reflexion immer wieder potenzieren und wie in einer endlosen Reihe von Spiegeln vervielfachen. Sie ist der höchsten und der allseitigsten Bildung fähig; nicht bloß von innen heraus, sondern auch von außen hinein; indem sie jedem, was ein Ganzes in ihren Produkten sein soll, alle Teile ähnlich organisiert, wodurch ihr die Aussicht auf eine grenzenlos wachsende Klassizität eröffnet wird. Die romantische Poesie ist unter den Künsten was der Witz der Philosophie, und die Gesellschaft, Umgang, Freundschaft und Liebe im Leben ist. Andre Dichtarten sind fertig, und können nun vollständig zergliedert werden. Die romantische Dichtart ist noch im Werden; ja das ist ihr eigentliches Wesen, daß sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann. Sie kann durch keine Theorie erschöpft werden, und nur eine divinatorische Kritik dürfte es wagen, ihr Ideal charakterisieren zu wollen. Sie allein ist unendlich, wie sie allein frei ist, und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, daß die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide. Die romantische Dichtart ist die einzige, die mehr als Art, und gleichsam die Dichtkunst selbst ist: denn in einem gewissen Sinn ist oder soll alle Poesie romantisch sein.“ Zitiert nach: www.literaturwelt.com/116-athenaeums-fragment-schlegel/ (zuletzt abgerufen am 4. Juli 2022).

 

Hans Traxler: „Der Fall Friedrich“, Die Neue Frankfurter Schule. „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“, hg. von WP Fahrenberg und Armin Klein, Frankfurt 1987, S. 382.