Ludwig Tiecks (1773–1853) Werk ist so umfang- wie einflussreich. Seine Dramen und Prosa prägten maßgeblich sowohl die ironisch-formexperimentelle (Der gestiefelte Kater; Prinz Zerbino; Die verkehrte Welt; Das jüngste Gericht) als auch die enthusiastisch-religiöse Romantik (Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders; Leben und Tod der Heiligen Genoveva). Als Herausgeber und Proto-Philologe widmete er sich mittelalterlichen Minneliedern, dem Drama der Frühen Neuzeit und der Literatur seiner Zeitgenossen (Novalis, Lenz, ‚Maler‘ Müller u.a.). Als Übersetzer verantwortete er nicht zuletzt – zusammen mit August Wilhelm Schlegel, Dorothea Tieck und Wolf von Baudissin – eine mit Blick auf ihren Einfluss auf die deutschsprachige Kultur kongeniale Shakespeare-Werkausgabe. Während seiner Dresdner Zeit (1819–1844) prägte er als Dramaturg das Kulturleben der Stadt und verfasste zudem rund 40 breit rezipierte, mitunter romanlange ‚Novellen‘. Seine dortige Wohnung am Alten Markt bildete einen zentralen Treffpunkt für Künstler:innen, Musiker:innen und Literat:innen.

Nach wie vor fehlt eine vollständige Ausgabe von Tiecks Schriften, ganz zu schweigen von einer historisch-kritischen. Und die Forschung zu Tiecks Werk und Wirken weist noch manche Lücken auf. Gleiches gilt für sein Umfeld: Seine künstlerisch tätige nächste Verwandtschaft (seine Schwester, die Schriftstellerin Sophie von Knorring geb. Tieck; sein Bruder, der Bildhauer Friedrich Tieck; seine Tochter, die Übersetzerin und Bearbeiterin Dorothea Tieck) und der Dresdner Tieck-Kreis.

Um die verschiedenen Bestrebungen von Tieck-Forscher:innen zu bündeln und einen Austausch zwischen verschiedenen Projekten zu ermöglichen, ist die Initiative ‚Forum Neue Tieck-Forschung‘ entstanden. Wir laden Literatur-, Kultur-, Medien- und Kunstwissenschaftler:innen aller denkbaren methodischen Ausrichtungen, die zum Werk und Wirken der Familie Tieck und ihrem Umfeld arbeiten, dazu ein, mit uns Kontakt aufzunehmen. Insbesondere Promovierende und Post-Docs, aber auch fortgeschrittene Master-Studierende sind angesprochen.

Bei Interesse bitten wir bis zum 29.02.2024 um eine Nachricht mit knapper Projektskizze bzw. Darstellung des Forschungsinteresses an die Initiator:innen des Forums Neue Tieck-Forschung: Dr. Janin Aadam (j.aadam@rptu.de), Dr. Jakob Christoph Heller (jakob.heller@germanistik.uni-halle.de) und Dr. Christoph Rauen (crauen@ndl-medien.uni-kiel.de).

Geplant ist als erster Schritt ein virtuelles Vernetzungstreffen am 26. April 2024, um einander kennenzulernen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Anschließend soll das Forum halbjährlich mit wechselnden thematischen Schwerpunkten stattfinden, je nach Finanzierungsmöglichkeiten virtuell oder in Präsenz an wechselnden Orten.

Kontakt:
Dr. Janin Aadam (j.aadam@rptu.de); Dr. Jakob Christoph Heller (jakob.heller@germanistik.uni-halle.de); Dr. Christoph Rauen (crauen@ndl-medien.uni-kiel.de).