Donnerstag 21. - Samstag 23. April 2022

Figuren der Endlichkeit in der europäischen Romantik

Tagung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Die Konferenz untersucht Figuren der Endlichkeit in der europäischen Romantik. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Figuren des Letzten – letzte Menschen (J.-B. Grainville: Le dernier homme (1805); M. Shelley: The Last Man (1826)), letzte Dinge (I. Kant: Das Ende aller Dinge (1794)) – in der Romantik ein spezifisches Endlichkeitsbewusstsein artikulieren.

Die einsetzende romantische Reflexion der Endlichkeit, die sich synchron mit den zeitgenössischen Diskursen über die Begrenztheit von Ressourcen ausbildet, stellt dabei den Beginn einer genuin modernen Erfahrung dar. Die Verzeitlichung wird um 1800, so die Grundthese, vor allem verhandelt und reflektiert an poetologischen und philosophischen Figuren der Endlichkeit, des Letzten und des Verbrauchbaren.
Wenn die Konferenz etwa das Fragment, die Ruine oder die „Denkmäler der alten Zeiten“ (F. Schiller) als Figurationen einer Reflexion der Endlichkeit erneut in den Blick nimmt, dann schärft und ergänzt sie zugleich klassische Elemente der Epochenkonstruktion der Romantik, welche bislang vorwiegend mit Begriffen wie Entgrenzung, Potenzierung und Unendlichkeit oder mit einem Fokus auf Gegenwart, Jetztzeit und Augenblick in Verbindung gebracht wurde.


Konzept und Organisation:
Dr. Jakob Christoph Heller (Halle), Dr. habil. Erik Martin (Frankfurt/Oder), Dr. Sebastian Schönbeck (Bielefeld)
Die Konferenz wird ermöglicht durch die finanzielle Förderung der Fritz Thyssen Stiftung und die Unterstützung durch das IZEA. Die Konferenz steht allen interessierten Gästen offen; es wird um vorherige Anmeldung per E-Mail an jakob.heller@germanistik.uni-halle.de gebeten.


Programm
Donnerstag, 21.04.
13:30    Tagungsbeginn; Registrierung
14:00    Jakob C. Heller / Erik Martin / Sebastian Schönbeck: Begrüßung und thematische Einführung

Sektion I: Poetologie der Endlichkeit
Moderation: Christiane Holm

14.15    Andrea Polaschegg (Bonn): „Da wär’s auf einmal still“. Letale Finale romantischer Gedichte
15.00    Paul Strohmaier (Trier): (Paen)ultima verba. Leopardis Imaginarium des Endes

15.45    Kaffeepause

16.15    Sebastian Schönbeck (Bielefeld): Geteiltes Wissen vom Ende. Grainvilles Erste und Letzte Menschen
17:00    Alexander Kling (Bonn): Angewandte Endlichkeit. Komische Umkehrungen der Romantik

18:15    Keynote: Heinrich Detering (Göttingen): Bergmann und Dryade: Allegorien des Verschwindens von Novalis bis Andersen

19:00    Abendessen


Freitag, 22.04.
Sektion II: Erfahrungsräume von Endlichkeit
Moderation: Jana Katharina Mende

9:30    Clemens Günther (Berlin): Unendliche Kargheit – Steppenbilder in der russischen Romantik
10:00    Jana Schuster (Bonn): Grenzen des Himmels. All, Äther und Atmosphäre bei Jean Paul und Stifter

11:00    Kaffeepause

11:30    Rebekka Rohleder (Flensburg): Endliche Zeiten, Räume und Ressourcen in Mary Shelleys The Last Man
12:15    Oliver Völker (Frankfurt/Main): „To the Dark, to the past, to the dead.“ Zeit- und Endlichkeit bei Percy Shelley

13:00    Mittagspause

Sektion III: Endliche Naturen
Moderation: Erik Martin

14:00    Solvejg Nitzke (Dresden): Romantische Nachhaltigkeit? Ökonomien des Wald-Endes
14:45    Philipp Kohl (München): Geologische Endlichkeiten bei Baratynskij, Tjutčev und Odoevskij

15:30    Kaffeepause

15:45    Frederike Middelhoff (Frankfurt/Main): „Seht, unsre Rittergeschlechter sterben meist Alle schon aus“. Der Tod des Adels als romantische Reflexionsfigur bei Caroline und Friedrich de la Motte Fouqué
16:30    Dirk Uffelmann (Gießen): Die Endlichkeit des Klassenfriedens. Krasińskis katastrofische Komödie

18:00    Führung durch Reichardts Garten und Giebichenstein (Heidi Ritter)

19:00    Abendessen


Samstag, 23.04.
Sektion IV: Geschichte und Endlichkeit
Moderation: Sebastian Schönbeck

9:15    Elisa Ronzheimer (Bielefeld): Das Ende der Romantik. Ludwig Tiecks Vittoria Accorombona

10:00    Jana Katharina Mende (Halle): (K)Ein Ende der Literatur im europäischen romantischen Messianismus in Paris (1840–1855)

10:45    Kaffeepause

11:15    Jakob Christoph Heller (Halle): Eine Architektur der Un/Endlichkeit: Tieck und Wackenroder imaginieren die Peterskirche in Rom
12:00    Erik Martin (Frankfurt/Oder): The Sense of an Ending. Słowackis Anhelli

12:45    Abschlussdiskussion

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung
Franckeplatz 1, Haus 54, Christian-Thomasius-Zimmer, 06110 Halle