Donnerstag 03. November 2022 - Mittwoch 05. Oktober 2022

"... für die bevorstehende Sammlung zu benutzen."

Poetologisch-ästhetische, literaturarchivalische und literaturhistorische Perspektiven auf Dokumente von Schriftstellerinnen in der Sammlung Varnhagen

Handschriften von Schriftstellerinnen bilden einen bedeutenden Teil der in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau aufbewahrten Sammlung Varnhagen, einer monumentalen Kollektion von Briefen, Werkmanuskripten, Tagebüchern, Notizheften, Drucken etc., die das literarische, kulturelle und politische Leben Europas vom Ende des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf eindrucksvolle Weise spiegeln. Die Sammlung enthält Dokumente von Hunderten von Frauen aus dem deutschsprachigen Kulturraum, die nicht nur deutsche und deutsch-französische Kulturgeschichte schrieben, sondern auch durch ihre weitreichenden Kontakte und Netzwerke auf andere Länder und Kulturkreise einwirkten.

Neben bekannten Namen wie Bettina von Arnim, Sophie Mereau-Brentano oder Rahel Levin Varnhagen finden sich hier Dokumente von Schriftstellerinnen, die weitgehend in Vergessenheit geraten und nicht in den Literaturkanon eingegangen sind, obwohl sie sich zu ihrer Zeit maßgeblich am literarischen Leben beteiligten. Zu nennen wären Charlotte von Ahlefeldt, Helmina von Chézy, Amalia von Imhoff, Amalia Schoppe, Fanny Tarnow, Karoline von Woltmann, Caroline de la Motte Fouqué, Amalia von Voigt und viele andere. Sie taten sich durch eine breite und vielfältige Wirkung im literarischen Feld hervor – als Schriftstellerinnen, Übersetzerinnen, Journalistinnen, Pädagoginnen etc. – sowie als Vermittlerinnen zwischen Kulturen und Literaturen.
Auf der Tagung, die im Rahmen des DFG-/NCN-geförderten Projekts Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen – Briefe, Werke, Relationen veranstaltet wird, werden Dokumente von Schriftstellerinnen aus der Zeit um 1800 vor dem Hintergrund epistolärer, kultureller, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Netzwerke sowie im Kontext der gesamten Sammlung Varnhagen und ihrer Verbindungen zu anderen zeitgenössischen Sammlungen betrachtet.
Veranstaltungsort: Collegium Maius, ul. Jagiellońska 15 (Sala im. Michała Bobrzyńskiego)

Donnerstag, 3. November 2022

9:00–9:15 Uhr
Eröffnung

9:15–9:45 Uhr
Weibliches Schreiben in digitalen Editionen der Romantik
Anne Baillot (Le Mans Université) | Anna Busch (Theodor-Fontane-Archiv Potsdam)

9:45–10:15 Uhr
Schriftstellerinnen in Goethes Autographensammlung
Héctor Canal (Goethe- und Schiller-Archiv Weimar)

10:15–10:45 Uhr
Zur Sammlungspolitik privater und öffentlicher Autographensammlungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Konrad Heumann (Frankfurter Goethe-Haus)

10:45–11:15 Uhr
Kaffeepause

11:15–11:45 Uhr
"… wie die Lade einer Meistergilde voll Dichterhandschriften" – Karl August Varnhagen von Enses Stammbuch und seine Sammlung
Joachim Jacob (Justus-Liebig-Universität Gießen)

11:45–12:15 Uhr
"Wie glücklich mich die Anbringung dieser beiden Übersetzungen machte": Netzwerke von Übersetzerinnen in der Sammlung Varnhagen
Lorely French (Pacific University Oregon)

12:15–12:45 Uhr
"Diese Papiere […] für Sie aber sind sie frisch". Der Sammlungsgedanke und Sammlungspraktiken im Briefwechsel zwischen Helmina von Chézy und Karl August Varnhagen
Jadwiga Kita-Huber (Uniwersytet Jagielloński w Krakowie)

12:45–14:30 Uhr
Mittagessen

14:30–15:00 Uhr
"Die Arbeit ist mir lieb, ich habe Ausdauer für das Geschäft". Die Schriften Henriette Schubarts im Spannungsfeld von Ökonomie und Autonomie
Frederike Middelhoff (Goethe-Universität Frankfurt/Main)

15:00–15:30 Uhr
Eine der "genialsten Schreib-Weiber jetziger Zeit". Johanna Caroline Wilhelmine Spazier als Autorin, Redakteurin und Herausgeberin im Spiegel ihrer Briefe an Beiträger und Verleger
Michael Rölcke (Jean Paul Edition, BBAW)

15:30–16:00 Uhr
Materialität (in) der Digitalität: Digitale Editionen als Hybrid aus Daten und Interface
Torsten Röder (Zentrum für Philologie und Digitalität, Universität Würzburg)

16:00–16:30 Uhr
Kaffeepause

16:30–18:00 Uhr
Präsentation der digitalen Plattform "Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen – Briefe, Werke, Relationen"
Frank Simon-Ritz (UB Weimar) | Simona Noreik (Bauhaus-Universität Weimar)

19:00 Uhr
Gemeinsames Abendessen
 
Freitag, 4. November 2022

9:00–9:30 Uhr
"Mein hochverehrter Freund…". Karl August Varnhagen in der Korrespondenz von Fanny Tarnow und Charlotte von Ahlefeld
Renata Dampc-Jarosz (Uniwersytet Śląski w Katowicach)

9:30–10:00 Uhr
"Ohne Haß, ohne Rachsucht, ja selbst ohne Zorn". Die Kontroverse Schoppe-Tarnow und deren Rhetorisierung in den Briefen aus der Sammlung Varnhagen
Paweł Zarychta (Uniwersytet Jagielloński w Krakowie)

10:00–10:30 Uhr
Die Vermittler auf dem Weg in die literarische Welt anhand ausgewählter Briefe von Karoline von Woltmann, Amalie von Helvig und Amalie von Voigt
Agnieszka Sowa (Uniwersytet Jagielloński w Krakowie)

10:30–11:00 Uhr
Kaffeepause

11:00–11:30 Uhr
Helmina von Chézys Dresdner Jahre – Literarische Netzwerke in der Elbestadt
Betty Brux-Pinkwart (Bauhaus-Universität Weimar)

11:30–12:00 Uhr
"Hätten Sie doch tausend Hände zum Schreiben!" Die Korrespondenz zwischen Helmina von Chézy und Carl Bertuch
Selma Jahnke (Jean Paul Edition, BBAW)

12:00–12:30 Uhr
"Wirklich ist in meiner Phantasie eine Art von Stillstand, von Trockenheit eingetreten"“ – Zum schriftstellerischen Selbstverständnis und zur schöpferischen Leere in den Briefen von Elise von Hohenhausen und Caroline Pichler an Helmina von Chézy
Katarzyna Szarszewska (Uniwersytet Jagielloński w Krakowie)

12:30–14:30 Uhr
Mittagessen

14:30–15:00 Uhr
Helmina von Chézy und Félicité de Genlis – "Der Memoiren-Affront"
Juliette Favre (Bauhaus-Universität Weimar)

15:00–15:30 Uhr
"Puis les paperasses de Chézy m’ont encore dévoré un aprés-midi. Mal de tête, faiblesse des nerfs et du cerveau." Erkundungen (in der Geschichte) des Nachlasses von Helmina von Chézy mit und durch Henri-Frédéric Amiel
Simona Noreik (Bauhaus-Universität Weimar)

15:30–16:00 Uhr
Von vergangenen und gegenwärtigen Berührungen – Reflexionen zur Ausstellung "Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen"
Maria Brannys (Bauhaus-Universität Weimar)

16:00–16:30 Uhr
Kaffeepause

17:00 Uhr
Finissage zur Ausstellung "Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen"
Biblioteka Jagiellońska | Eingang: ul. Oleandry 3
Lesung aus den Briefen der Schriftstellerinnen
Betty Brux-Pinkwart (Bauhaus-Universität Weimar) | Agnieszka Sowa (Uniwersytet Jagielloński)

19:00
Gemeinsames Abendessen
 
Samstag, 5. November 2022

9:00–9:30 Uhr
Sammlungswissen und Sammlungsmilieu. Klassische und digitale Kollektionen aus Sicht der Medienökologie
Jörg Paulus (Bauhaus-Universität Weimar)

9:30–10:00 Uhr
Zur unveröffentlichten Handschrift der "Reiseerinnerungen 1852–1853" Dorothea von Sagans. Probleme und Chancen der Erschließung und Edition
Katarzyna Jaśtal (Uniwersytet Jagielloński) | Monika Jaglarz (Biblioteka Jagiellońska)

10:00–10:30 Uhr
"[L]ieber nichts […] schreiben, als nicht […] schreiben." Sammeln zwischen Identitätskonstitution und Identitätskonstruktion bei Jean Paul (mit einem Blick auf das künftige digitale Netz der Jean-Paul-Edition)
Barbara Hunfeld (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

10:30–11:00 Uhr
Kaffeepause

11:00–11:30 Uhr "Kein Mann bestreitet uns mehr das Recht uns zu der Classe der denkenden Wesen zu rechnen". Ottilie von Goethe über Rahel Varnhagen von Ense
Francesca Müller-Fabbri (Klassik-Stiftung Weimar)

11:30–12:00 Uhr
Spuren der Revolution von 1848/49 im Schaffen Ottilie und Ludmilla Assings
Andree Michaelis-König (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder)

12:00 Uhr
Abschlussdiskussion