Donnerstag 26. Juni 2025 - 18:00

Zwischen Aufklärung und kabarettistischer Vernunft

Ein Abend mit Bazon Brock und Stephan Wolting in der Reihe: Übersetzen! Das ‚Schreiber-Sofa‘ im Bücherkubus

Ziel der Aufklärung war und ist es, Menschen von ihrer ideologischen Täuschbarkeit und Unmündigkeit zu befreien. Demnach ist Aufklärung nur durch Enttäuschung möglich. Wer enttäuscht, hat eine schlechte Presse, wie die gesamte Moderne, wenn sie sich nicht für Warenpropaganda einspannen ließ. Friedrich Schlegel bot den Ausweg mit dem Konzept der „romantischen Ironie“, eine Haltung, die es ermöglichte, die Widersprüche der modernen Welt zu erkennen, ohne ihnen zu verfallen. Diese Form der Ironie – eine Mischung aus Selbstkritik und tieferer Einsicht – fand ihre späten Entsprechungen im frühen 20. Jahrhundert. In Wien, Berlin und München manifestierte sie sich neopathetisch mit kabarettistischer Vernunft, wo Künstler mit scharfem Humor und einer kritischen Haltung die Welt um sich herum hinterfragten.

Und heute? Was bleibt von dieser philosophischen Tradition? Bazon Brock, der renommierte Künstler und Denker, gibt darauf eine Antwort: Die romantische Ironie lebt fort – doch sie hat sich in die Ästhetik und das Denken unserer Zeit eingeschrieben. Brock fordert uns heraus, die veralteten Kategorien der Moderne zu überdenken und in einer Welt, die von Schnelligkeit und oberflächlicher Unterhaltung geprägt ist, wieder nach Tiefe und kritischer Reflexion zu streben.

Die Frage bleibt: Was bedeutet Aufklärung und Enttäuschung in einer Zeit, die so weit entfernt scheint von den Idealen der Aufklärer? Bazon Brock zeigt im Gespräch mit Stephan Wolting auf, dass wir uns nicht nur in der Ironie verlieren dürfen, sondern durch sie zu einer neuen, intensiveren, dabei stets kritischen Wahrnehmung der Welt gelangen sollten. 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Prof. Dr. Steffen Höhne vom Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena statt.