Yvonne Al-Taie , 01.08.2022

Warum es keine Taxonomie der blauen Blume gibt: Friedrich Schlegel, Novalis und die Botanik

Eine getrocknete Glockenblume

Dieser Text nimmt seinen Anfang bei einem leeren Blatt. Oder vielmehr bei einem beinahe leeren Blatt: einige wenige Kleckse, Striche und Schreibübungen sind auf Vorder- und Rückseite zu sehen. Zudem trägt es Knickspuren an seinen Rändern und in der Mitte, die gleichmäßig verlaufen und andeuten, dass der Bogen einmal zu einer Hülle gefaltet war. Besieht man sich das Blatt noch genauer, so fallen dunkle Flecken entlang der Mittelachse auf, die sich als Abdruck eines vegetabilischen Objekts entschlüsseln lassen, dem der Bogen einst als Einlegetasche diente. Um eine rote Glockenblume habe es sich bei dem getrockneten Pflanzenexemplar gehandelt, erfährt man aus schriftlich überlieferten Quellen. Dieser nachträglich hinzugefügte Paratext ist haltbarer gewesen als das fragile phytische Objekt. Bei dem nur noch leeren überlieferten Blatt handelt es sich um die Beilage eines Briefes, den Sophie von Kühn ihrem Verlobten Friedrich von Hardenberg am 20. Oktober 1796 aus Jena zusandte. Die getrocknete, in einen Bogen Papier eingelegte Blume gleicht dem Beleg aus einem Herbarium. Was man aber im Vergleich zum Herbarium, einer „Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen für wissenschaftliche Zwecke“ [1], gänzlich vermisst, sind die wissenschaftlichen Eintragungen, die neben der lateinischen Bezeichnung der Pflanze Informationen zu Standort, Fundort und Datierung enthalten.

Die Praktiken des Sammelns, Trocknens, Pressens und sorgfältigen Aufbewahrens der aufgeblühten Blume ähneln durchaus den Tätigkeiten des Botanikers. Die Funktion aber, die diese getrocknete Glockenblume, Friedrich von Hardenberg durch seine Verlobte Sophie von Kühn übersandt, erfüllt, ist eine gänzlich andere. Sie dient als Liebesgabe, ergänzt die schriftlichen Mitteilungen des Briefes um ein fragiles Objekt, das mit seinen haptischen, visuellen, vielleicht auch konservierten olfaktorischen Qualitäten die Übermittlung einer physischen Präsenz über die briefliche Distanz hinweg ermöglicht. Dabei rekurriert sie auch auf eine seit dem 17. Jahrhundert populäre Floriographie. [2] Diese Konnotationen der Blume wiederholen sich in Friedrich von Hardenbergs posthum 1802 veröffentlichtem, unvollendet gebliebenem Roman Heinrich von Ofterdingen im berühmten Motiv der blauen Blume.

Die Romanhandlung beginnt mit dem Nachsinnen des Protagonisten Heinrich über die unbestimmt und geheimnisvoll bleibende blaue Blume. Erfahren hat er von dieser aus der Erzählung eines Fremden, nun geht sie ihm nicht mehr aus dem Sinn: „aber die blaue Blume sehn’ ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn, und ich kann nichts anders dichten und denken. So ist mir noch nie zu Muthe gewesen: es ist, als hätt’ ich vorhin geträumt, oder ich wäre in eine andere Welt hinübergeschlummert; denn in der Welt, in der ich sonst lebte, wer hätte da sich um Blumen bekümmert [...].“ [3] Erinnert werden Schilderungen von einer in unbestimmter Vergangenheit liegenden Zeit, in der die Menschen in enger Verbindung und verstehender Kommunikation mit ihrer Umwelt gelebt haben: „Ich hörte einst von alten Zeiten reden; wie da die Thiere und Bäume und Felsen mit den Menschen gesprochen hätten. Mir ist gerade so, als wollten sie allaugenblicklich anfangen, und als könnte ich es ihnen ansehen, was sie mir sagen wollten.“ [4] Über diesen Gedanken schläft Heinrich ein und träumt seinen berühmten Traum. Darüber berichtet der heterodiegetische Erzähler in interner Fokalisierung:

„Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand, und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. [...] Er sah nichts als die blaue Blume, und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte er sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu bewegen und zu verändern anfing: die Blätter wurden glänzender und schmiegten sich an den wachsenden Stengel, die Blume neigte sich nach ihm zu, und die Blüthenblätter zeigten einen blauen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte.“ [5]

Auf das zentrale Moment „der Dichtung als Erlöserin der durch Rationalismus, Ökonomisierung und Fantasiearmut verkümmerten Menschheit“, hat die Forschung wiederholt hinge-wiesen. [6] In diesen erotisch-poetisch konnotierten Pflanzenfantasien artikuliert sich zugleich auch ein Verständnis von Pflanzen, das jenem aktuell in den Plant Studies diskutierten Konzept einer pflanzlichen agency ähnelt. [7] Die blaue Blume ist im Heinrich von Oferdingen nicht mehr länger die übersehene Pflanze, an der man aus einer anthropozentrischen Perspektive achtlos vorübergeht, um die sich niemand bekümmert. Stattdessen erhält sie Handlungsmacht, dargestellt in einer über Bewegung verfügenden Pflanze, [8] die dem Menschen als aktives Gegenüber entgegentritt, ihn berührt und sich durch ihr Gesicht als interaktions- und kommunikationsfähig zu erkennen gibt. [9]

Damit ist auch die Funktion angezeigt, die der Blume in der Romantik zukommt: Sie interessiert nicht als empirisch-naturwissenschaftlicher Forschungsgegenstand, wie in der Botanik, sondern dient als Symbol, eingebettet in ein komplexes naturphilosophisches Denken, das Menschen, Tiere und Pflanzen als lebendige Organismen begreift, deren innere Organisationsprinzipien und wechselseitigen Interaktionsprozesse als Teile eines zusammenhängenden Weltganzen betrachtet werden. Nicht für die Bestimmung, die Klassifikation und Zuordnung der einzelnen Pflanze in einem System von Pflanzen interessieren sich die Romantiker, bei der die individuelle Blume nur repräsentatives Exemplar einer Klasse ist, sondern für ein philosophisches Verständnis der Pflanze im Gefüge des Weltganzen, für die ihr inhärenten Kräfte und Dynamiken und ihre Position innerhalb der Paradigmen von Endlichkeit und Unendlichkeit sowie für ihre Modellhaftigkeit in Konzeptionen von kosmischer Ordnung, Liebe und Sexualität. Entsprechend gibt es keine Taxonomie der blauen Blume, lässt sie sich keiner empirischen Pflanzenart zu- und in keine Systematik einordnen.

Friedrich Schlegel: Romantische Naturphilosophie statt Botanik

Die auffällige Nichtbeachtung botanischen Wissens und konkreter Pflanzenarten dokumentiert sich auch in den zahlreichen Aufzeichnungen und umfangreichen Notizenkonvoluten der beiden Frühromantiker Friedrich Schlegel und Friedrich von Hardenberg. Die Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe verzeichnet im Sachregister der großen, unveröffentlicht gebliebenen Notizenkonvolute der Philosophischen Lehrjahre verschiedene Komposita mit Blüte, so die „Geistesblüte“, die „Jugendblüte“ und die „Blütenbildersprache“ [10], keines jedoch, das eine bestimmte Blumenart benennt. Diese auffällige Leerstelle in den Naturmotiven und Naturszenerien begleitet auch die literarischen Texte der Romantik, in deren zum romantischen Topos gewordenen Landschaftsszenerien das Zusammenspiel aus Blumen, Bäumen, Luft und Licht ein atmosphärisches Ensemble bildet, dessen einzelne Objekte jedoch auffällig unbestimmt bleiben. Kaum je ein Baum wird nach seiner Gattung benannt, ebenso selten differenzieren sich die Blumen nach Arten und Gattungen. Kurz: Der romantischen Naturbegeisterung fehlt die Botanik.

Sucht man nach den wenigen Belegstellen in den Aufzeichnungen Friedrich Schlegels, die sich namentlich auf die Botanik beziehen, so stützen diese den Befund, dass die Botanik eine Disziplin war, mit der die Frühromantik wenig anzufangen wusste. „Botanik keine eigne Wiss.[enschaft] oder auch zu Anatomie“ [11] vermerkt Friedrich Schlegel mit despektierlichem Unterton in seinem Notizenkonvolut der Philosophischen Lehrjahre, hier in einem Heft, das 1802 in Paris entstanden ist. In seinen unter dem Titel Die Entwicklung der Philosophie in zwölf Büchern in den Jahren 1805/6 in Köln gehaltenen Vorlesungen wiederholt sich dieser Gedanke mit Bezug auf die Physik. Dort schreibt er im fünften, der „Theorie der Natur“ gewidmeten Buch über die „gemeine Experimentalphysik“, sie sei „keine Wissenschaft zu nennen, sie hat es bloß mit dem Speziellen und Individuellen zu tun, die Natur im ganzen ist auf keine Weise ihr Gegenstand, sie enthält fast nicht einmal eine Beziehung auf die Natur, ja wo findet man wohl weniger den Begriff der Natur, als selbst bei den besten Physikern?“ [12]

Friedrich Schlegel kritisiert Formen des Naturstudiums, die allein das Einzelobjekt in seiner empirischen Erscheinungsweise in den Blick nehmen: „Naturgeschichte, Plastik und Pictur lernt sich von selbst – Zeichnen, Botanisiren ist schädlich.“ [13] Vielmehr geht es der Frühromantik um eine Naturphilosophie, die die Welt als zusammenhängendes Ganzes betrachtet und sie aus diesen Zusammenhängen heraus zu erklären vermag. So setzt sich Friedrich Schlegel in der „Theorie der Natur“ seiner Kölner Vorlesungen die „Aufgabe, die Welt und die Natur philosophisch zu betrachten und erklären, d. h. das Welt-Ich zu konstruieren“ [14]. In dieser Analogie zwischen dem Ich als einem menschlichen Bewusstsein und dem Welt-Ich drückt sich wiederum der Gedanke einer natürlichen agency aus, wie er sich in poetischen Bildern im Heinrich von Ofterdingen artikuliert: „wir fanden nämlich, die Welt oder der Inbegriff des Werdens sei das Ich, und von diesem Punkt an entstand uns die Aufgabe, das Welt-Ich zu betrachten, als wodurch uns erst das beschränkte Ich deutlich werden könne“. [15] Das leitende philosophische Paradigma, das Friedrich Schlegels Naturgeschichte zu Grunde liegt, ist die Vorstellung, dass „das Endliche im Innern in sich immer unendlich ist“ [16] und damit die Grenzen des Einzelobjekts überschreitet. Entsprechend heißt es: „Eine eigentliche Naturgeschichte ist bisher noch gar nicht gegeben worden, alles was noch auf dem wahren wissen-schaftlichen Weg versucht worden, ist zu eng, zu speziell und individuell, dergleichen sind die historischen und physiologischen Behandlungen der Mineralogie, Botanik u. s. w.“ [17] Den mineralogischen und botanischen Studien stellt Schlegel seine naturphilosophischen Gedanken entgegen, in denen er, ähnlich wie vor ihm bereits Kielmeyer (1793) und Schelling (1799) [18] eine dynamische Stufenfolge der natürlichen Organisationsformen entwickelt, die eine durch Kräfte bewirkte qualitative Gradation von der anorganischen über organische Natur bis hin zum Menschen entwirft. Deren unterste Stufe bildet die Erde, gefolgt von den Pflanzen. Seine Wertschätzung der Pflanzen kommt dabei deutlich zum Ausdruck und gründet in deren Vielseitig-keit und Komplexität der äußeren Erscheinungsformen. Andererseits bestimmt Schlegel die Grenzen der vegetabilischen Sphäre in der fehlenden Ausbildung eines inneren Kräftefeldes, das zu willkürlichen Bewegungen und Sinnesorganen verhelfe. So schreibt er über die vegetabilische „Stufe der Production“, sie sei:

„in Rücksicht auf die Gestaltung die allervollkommenste. Alles ist hier der höchsten Mannigfaltigkeit, der Entwicklung und der unendlichen Fülle von Schönheit, also der Gestaltung aufgeopfert; in den Pflanzen überwiegt der Licht- und Luftgeist, daher diese bewundernswürdige Mannigfaltigkeit und Pracht der äußern Formen, wie nur die freie spielende Schöpferkraft des höhern Elements sie hervorrufen konnte. Dagegen ist das Innere in den Pflanzen aufgeopfert. Der Zweck bei allen Hervorbringungen der Erde ist doch, daß diese sich selbst wieder hervorbringe. Dazu fehlt es aber den Pflanzen an den notwendigen Bedingungen, an willkürlicher Bewegung und Organen der Sinne.“ [19]

Auf Grundlage dieses Denkmodells entwirft Friedrich Schlegel in seinen Notizenkonvoluten Analogiebeziehungen zwischen Pflanzen und kosmologischen Ordnungsprinzipien: „Der ganze Aether ist eine Pflanze, die Planeten nur Wurzelknollen derselben“ [20] lautet eine Denkfigur, die er erprobt; eine andere parallelisiert die Entwicklungsstufen von Gestirn, Mensch und Pflanze in einem an heilsgeschichtlichen Modellen orientierten Konzept von Naturgeschichte: „Die Sonne ist vielmehr so wie der Mensch die Blüte und Frucht einer langen Bildungsperiode der sich nach ihrem Falle wieder emporhebenden Natur.“ [21]

Gerade in solchen Passagen aber, in denen Friedrich Schlegel die Tätigkeiten unterschiedlicher Naturforscher mit den Aufgaben des (Literatur-)Kritikers und Charakteristikers zu parallelisieren versucht, gelten die einzelnen naturwissenschaftlichen Tätigkeiten zwar noch als begrenzt und für sich genommen unzureichend, werden aber nicht mehr vollends abgewertet. So in einer Notiz aus den Fragmenten zur Poesie und Literatur: „Der gute Kritiker und Charakteristiker muß treu, gewissenhaft vielseitig beobachten wie der Physiker, scharf messen wie der Mathematiker, sorgfältig rubriciren wie der Botaniker, zergliedern wie d.[er] Anatom, scheiden wie der Chemiker, empfinden wie der Musiker, nachahmen wie ein Schauspieler…“ [22] Auf dem eigenen Tätigkeitsfeld – der Literaturkritik – ist so augenscheinlich ein Bewusstsein für die Relevanz akribischer Arbeit im Kleinen gegeben. Das Rubrizieren der Botaniker scheint doch eine Funktion und einen Wert zu haben. Entsprechend sind auch Versuche dokumentiert, die verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen mit Poesie und Mythologie zusammenzudenken: „Die Botanik und die Geogonie gränzen zunächst an Poesie. – Auch Medicin und Chemie ist nicht möglich ohne eine mytholog.[ische] Ansicht d[er] Natur; sonst fehlt es ihnen an Herz, die Principien aufs Ganze mit Consequenz auszudehnen. –“ [23] Hier deutet sich also bereits eine Verbindung aus empirischer Einzelwissenschaft und romantisch-poetischem Naturverständnis an.

Novalis: Die doppelte Kritik an der Botanik und an Schellings Naturphilosophie

Einen kleineren zusammenhängenden, in seinen Anspielungen durchaus kryptisch bleibenden Text, der um Motive der Naturkunde und der Botanik kreist, hat Novalis in Form eines unveröffentlicht gebliebenen Dialogs hinterlassen. [24] Dieser beschließt eine Reihe von insgesamt sechs kurzen, ironischen Dialogen, die an die Tradition von Chamfort und Hemsterhuis anschließen [25] und jeweils metaphorisch auf eine Wissenschaft rekurrieren – etwa den Bergbau, die Physik oder die Mathematik –, um auf dieser Grundlage Ausführungen über den Buchmarkt, die Schriftstellerei oder das Verhältnis von Lust und Unlust zu entfalten. Der sechste und letzte Dialog wird von den Herausgebern der Kritischen Ausgabe der Schriften auf einen späteren Entstehungszeitpunkt datiert. [26] Er ist nur teilweise als Handschrift überliefert und auf einem Bogen notiert, auf dem vorausgehend einige ältere Notizen zur Naturlehre festgehalten sind. Der Dialog bedient sich einer botanischen Metaphorik zur ironischen Verhandlung der Naturphilosophie um 1800. Richard Samuel bezieht die ironischen Anspielungen des sechsten Dialogs auf Schelling und stützt seine Argumentation auf Hardenbergs vermutlich etwa zeitgleich geäußerte Kritik an Schelling in einem Brief an Friedrich Schlegel, [27] in dem er Schellings Ideen als „schon so welk, so unbrauchbar“ und „kurzlebig“ bezeichnet. [28]

Das fiktive Gespräch zwischen den namenlos bleibenden Dialogpartnern A und B setzt mit der Feststellung ein, man müsse, da es nun einmal „Mode [ist], von der Natur ein vernünftig Wort zu reden“, dazu einen Beitrag leisten. Der Dialogpartner antwortet mit unübersehbar botanischen Bildern: „ich presse meinen natürlichen Verstand, aber der ist vertrocknet, und hat nicht ein bischen Saft mehr.“ Wie die kümmerlich-vertrocknete Pflanze, aus der als gepresster Herbar-Beleg jedes Leben gewichen ist, beschreibt der Sprecher den Zustand seines Verstandes beim angestrengten Nachdenken über einen eigenen originellen Beitrag zu diesem neuen Forschungsfeld. Dieses spöttische Bild, das den Gegenstand der Unterredung – das „vernünftige Reden über die Natur“ – in botanische Metaphern einer untauglichen Verstande-sübung überführt, wird sofort von seinem Gegenüber aufgegriffen und mit den Worten kommentiert: „Wer weiß welcher Gelehrte ihn ohne dein Wissen als ein herrliches Exemplar zwischen die Blätter seines Herbariums gepreßt hat.“ Die botanischen Analogien werden in ironischer Manier fortgeführt: „Ich bin doch neugierig unter welche Klasse er ihn gebracht hat“, raissoniert B und wird von A gekontert: „Vermutlich unter die Klasse der Kryptogamisten, denn von Blüthen und Früchten ist keine Spur wahrzunehmen.“ [29] Über diese botanischen Anspielungen auf die Praktiken des Herbarisierens dokumentieren sich Friedrich von Hardenbergs Kenntnisse in Botanik, die über allgemeines Wissen hinausgehen. So gehört der von Linné geprägte Begriff der „Kryptogamen“, der Pflanzen ohne erkennbare Blüten bezeichnet, [30] um 1800 noch zum neuen, wenig verbreiteten Fachwortschatz, den weder Adelungs Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart von 1811 noch das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm verzeichnet.

Schließlich nimmt der Dialog eine ins Derbe gekehrte Wendung hin zur philosophischen Schule des Realismus: „Du gehörst zu den Realisten, oder auf deutsch – du bist ein grober Kerl.“ [31] Das Motiv der Grobheit wird im weiteren Verlauf des Dialogs entfaltet: „die wahre Anlage besteht in der Grobheit“, „Denn sieh die Natur ist ganz ungeheuer grob“, das Idiom „Auf einen groben Klotz – Gehört ein grober Keil“ findet Anwendung auf die Naturlehre: „denn sie soll ja hier durch den Verstand gespalten werden.“ Daraus wird die Definition abgeleitet, die Natur sei „der Inbegriff der Grobheit“, um von davon ausgehend die Persiflage wissenschaftlichen Argumentierens weiterzutreiben: „Daraus lassen sich alle Naturgesetze ableiten“. [32] Das Gespräch endet kalauerhaft damit, dass man sich unter dem Verweis in den Weinkeller begibt, dies sei der Ort, wo „die Natur zu Hause“ sei, denn: „Wer davon [von der Natur] spricht, ist ein Stümper ohne Kraft und Saft, denn wovon man spricht, das hat man nicht; das ist das Axiom.“ [33] Novalis’ verdeckter und unveröffentlicht gebliebener Spott, der mutmaßlich Schellings Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797) galt, deckt ein ambivalentes Verhältnis Friedrich von Hardenbergs zu dem 1798 als Professor nach Jena berufenen Schelling auf. Novalis, der durch sein Studium an der Bergakademie in Freiberg fundierte Kenntnisse in Naturwissenschaften besaß und darauf aufbauend eigene naturphilosophische Studien betrieb, hat sich 1798 in seinen Freiberger Studienheften intensiv mit Schellings Schrift Von der Weltseele auseinandergesetzt und diese kritisch bewertet. [34] Über die hier unbestimmt bleibenden Konnotationen des Groben erhält man näheren Aufschluss, wenn man sich bei Friedrich Schlegel umsieht. In seinen wenige Jahre später gehaltenen Kölner Vorlesungen ist die Wendung von der „groben Körperlichkeit“ zu einer geradezu feststehenden Formel geworden. In einem der Erde gewidmeten Abschnitt aus der „Theorie der Natur“ wird der darin enthaltene Gedanke näher erläutert:

„Das irdische Element ist auf einem gewissen Grade geist- und bewußtlos, nicht in Rücksicht der Quantität der innern Kraft, sondern in Rücksicht der Ungeschicklichkeit der Form dieses Elements für das Bewußtsein. Die Form des irdischen Elements ist Starrheit, Beharrlichkeit, grobe Körperlichkeit, durch diese aber wird die freie, geistige Tätigkeit im höchsten Grade zurückgehalten und gebunden. Im Steine ist zwar Bewußtsein und Geist vorhanden, aber tief darin verschlossen, und wegen der Schlechtigkeit und Ungünstigkeit der äußern Form kann der geschlossene und gebundene Geist nur nach langem Kampfe wieder hervorbrechen. Das Bewußtsein, die freie Tätigkeit ist nur gefesselt, nur gehemmt, die innere Kraft ist durch die von außen umgebende grobe Körperlichkeit und Starrheit in ihrer freien Äußerung und Entwicklung zurückgehalten und gestört, hier ist also schon das irdische Element als Hindernis des Geistes, als beschränkende Hülle und Fessel, nicht als Medium anzusehen.“ [35]

Liest man die kontinuierlichen Verweise auf das Herbarisieren in Novalis’ Dialog nicht nur als Metapher, die auf philosophische Formen der Naturbetrachtung zu beziehen sind, so entspricht die Erscheinungsform der Pflanze als lebloser, getrockneter, dem Ökosystem entnommener Herbar-Beleg der groben Körperlichkeit als eines einengenden Bindens innerer, dynamisch-geistiger Kräfte. Grob ist die Pflanze als Herbar-Beleg, weil dieser die Natur erstarren lässt und sie auf ihre äußere, körperliche Gestalt reduziert. Friedrich Schlegel entfaltet hier en passant eine Form- und Medientheorie, nach der die Form als Medium konzipiert es den inneren, geistigen Kräften ermöglicht, sich in der äußeren Gestalt auszudrücken. In der getrockneten Pflanze des Herbars, so kann man schlussfolgern, ist ihre materielle Gestalt zur beschränkenden Hülle degradiert, in der sich kein Lebendiges mehr ausdrückt. Die Pflanze aber kann im Denken der Romantik nur als lebendige mit den ihr inhärenten Kräftefeldern adäquat verstanden werden.

Folgt man dieser Spur in die (natur-)philosophischen Schriften Friedrich Schlegels, so lassen sich darüber auch weitere Einsichten in das frühromantische Naturdenken und die darin latent bleibende Ablehnung gegenüber der Botanik gewinnen. Friedrich Schlegel ordnet Schelling in seinen Philosophischen Vorlesungen dem Realismus zu und stützt damit die Annahme, dass in Hardenbergs Dialog mit dem Vorwurf „Du bist ein Realist“ auf Schelling angespielt wird. Schlegel stellt in seinen Vorlesungen eine Verbindung zwischen Empiriker und Realist her: „Beide Voraussetzungen [das negative Ansehen des Unendlichen und die absolute Trennung des Endlichen und Unendlichen, Y. A.] hat der Realist mit dem Empiriker gemein, nur macht er einen andern Gebrauch davon, oder ergreift vielmehr denselben Irrtum von der entgegengesetzten Seite. Der Empiriker hält sich ganz und einzig an das Endliche, leugnet das Unendliche, oder verwirft doch die Erforschung desselben als unstatthaft und zwecklos. – Der Realist glaubt das Unendliche in der höchsten Realität und Wahrheit ergriffen zu haben, und verwirft nun ebenso unbedingt alles Endliche und Sinnliche als gehaltlosen, nichtigen Schein, als Irrtum und Betrug.“ [36] Novalis und Schlegel hingegen gehen von einer Koppelung von Endlichem und Unendlichem aus, bei der sich das Unendliche im Endlichen sinnlich zu erkennen gibt. Realist und Empiriker werden über die botanische Metaphorik auch in von Hardenbergs spöttischem Dialog parallelisiert. Botanik mit ihrer einseitigen Ausrichtung auf die materielle Gestalt der Pflanze und Schellings Realismus mit dem ausschließlichen Fokus auf dem Geistig-Unendlichen lassen sich darum in der polemischen Rede metaphorisch ineinander spiegeln, weil ihnen als tertium comparationis der gleiche Fehler aus entgegengesetzter Richtung innewohnt.

Romantik heute: Dichtung und Ökologie

Das Interesse an einer in der Romantik formulierten Haltung, die Natur nicht empirisch-naturwissenschaftlich oder ökonomisch verdinglicht und sie als lebendig-eigenständige Akteurin im Weltganzen begreift, erfährt durch die Debatten um das Anthropozän, um Ökokritik, Klimakrise, Artensterben und Umweltzerstörung zuletzt wieder eine neue Aufmerksamkeit sowohl in der Literaturwissenschaft [37] als auch im essayistisch-literarischen Schreiben. Die Lyrikerin Marion Poschmann, die 2017 den ersten deutschen Preis für Nature Writing erhielt, schließt ihre zu diesem Anlass gehaltene Rede Laubwerk, [38] die 2021 ihrerseits mit dem Wortmeldungen-Literaturpreis für kritische Kurztexte ausgezeichnet und als aufwendig gestaltetes Bändchen im Verbrecher Verlag erschienen ist, mit einem Ausblick auf die Romantik und einem Plädoyer für eine „Romantisierung der Welt“ als Grundlage einer neuen Wertschätzung der Natur im Angesicht ökologischer Krisen: „Wenn wir die Natur bewahren und eine ökologische Katastrophe verhindern wollen, ist eine neue Romantisierung der Welt, eine poetische Naturwahrnehmung unumgänglich. Es geht dabei nicht um sentimentale Verklärung, es geht um die grundlegenden Tatsachen unserer Existenz. Die Kunst kann mit den ihr genuinen Mitteln zwei komplementäre Erkenntnisbewegungen zum Klimadiskurs beitragen: Sie kann die scheinbare Selbstgenügsamkeit eines Ichs aufbrechen, das sich unbetroffen fühlt, weil es seine grundsätzliche Verbundenheit leugnet, und sie kann den (nichtpekuniären) Wert der verschwindenden Lebensräume, der verschwindenden Arten vor Augen führen.“ [39]

Poschmanns Rede von einem Ich, das sich unbetroffen fühlt, erinnert an Novalis’ Welt, in der man sich nicht um Blumen bekümmert. So greift Poschmann auch Novalis’ Formel von der Romantisierung der Welt auf und schließt ihren Text in appellativem Gestus: „‚Die Welt muß romantisiert werden‘: Ich möchte diese Formel heute wieder als Forderung der Aufklärung verstehen, also als Forderung der Vernunft, die Fragilität und Einzigartigkeit lebender Wesen wahrzunehmen und ihnen mit Freundlichkeit und Respekt zu begegnen.“ [40] Diese Formel folgt einem Modell Romantik, [41] das Poschmann „als einen Teilaspekt der Aufklärung“ [42] konzeptualisiert, der durch eine Aufwertung von Empfindung und Gefühl die „Perspektive des Verstandes und des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts“ [43] komplementär ergänzt. Eine etwas andere Konfiguration, die nicht entlang der Dichotomie Verstand/Gefühl verläuft, sondern die Interaktion von Ich und Welt als ein Doppel aus aktivem und passivem, auf das Gegenüber einwirkenden und vom Gegenüber affiziert werdenden Modus konzeptualisiert und dichotomische Trennungen damit gerade unterläuft, hat Hartmut Rosa mit dem Konzept der Resonanz vorgelegt. „[G]elingende (Welt-)Beziehung“ fasst Rosa das Denkmodell in seiner jüngst gemeinsam mit Andreas Reckwitz geschriebenen Monographie zur Gesellschaftstheorie in der Spätmoderne zusammen, ist „dadurch gekennzeichnet, dass sie aktive und passive, intentionale und pathische Momente nicht nur in der individuellen Erfahrung, sondern auch und gerade im gesellschaftlich organisierten und institutionalisierten und infolgedessen auch habitualisierten Weltverhältnis auf eine spezifisch andere, nämlich mediopassive Weise miteinander vermittelt.“ [44]

Ein solches ökologisch gedachtes, mediopassives oder medioaktives Verhältnis zur natürlichen Umwelt [45] gestaltet Marion Poschmann in ihrem essayistischen Text Laubwerk, indem sie touristische und stadtplanerische Funktionalisierung von Bäumen und Pflanzen, ästhetische Adaptionen vegetabiler Formvorbilder und die ökologische Relevanz des Waldes für das Erdsystem miteinander verschränkt. Eine solcherart integrativ gedachte Post-Romantik schlösse eine Taxonomie der blauen Blume mit ein: Wissenschaftlich-botanisches Verstehen von Natur, deren Bearbeitung und konsumptive Aneignung und deren Erleben als agency, die in den Mensch-Natur-Interaktionen eine eigene Handlungsmacht entfaltet, sind damit keine Alternativen mehr, sondern integraler Bestandteil eines post-romantischen Denkens, das die Leerstelle der Botanik gefüllt hat, ohne auf die Natur als lebendig-organisches Gegenüber zu verzichten.

 

Anmerkungen

[1] „Herbarium“, in: Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang, Jena 1996, S. 173.

[2] Vgl. dazu Andrea Polaschegg: „Blumen lesen. Botanische Medienpoetiken des 19. Jahrhunderts“, in: Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant Studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung, hg. von Urte Stobbe/Anke Kramer/Berbeli Wanning, Berlin [u. a.] 2022, S. 159–181.

[3] Novalis: „Heinrich von Oferdingen“, in: Novalis. Schriften. Die Werke Friedrich von Hardenbergs, Bd.1: Das dichterische Werk, hg. von Paul Kluckhohn/Richard Samuel, Darmstadt 1977, S. 195–358, hier S. 195.

[4] Ebd.

[5] Ebd. S. 197.

[6] Jüngst pointiert bei Stefan Matuschek: Der gedichtete Himmel. Eine Geschichte der Romantik, München 2021, S. 68–71.

[7] Zu den Plant Studies und deren zentralem Konzept der agency vgl. Stefan Haas: „Zur Theorie des Plant Turn“, in: Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant Studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung, hg. von Urte Stobbe/Anke Kramer/Berbeli Wanning, Berlin [u. a.] 2022, S. 57–70.

[8] Pflanzen hatte man um 1800 in der empirisch ausgerichteten Botanik das Vermögen willkürlicher Bewegungen noch abgesprochen. Vgl. hierzu: Frederike Middelhoff: „Wandern, Winden, Sprossen, Steigen. Pflanzliche Bewegungskräfte und romantische Phytopoesie (Sophie Mereau/Henriette Schubart)“, in: Form- und Bewegungskräfte in Kunst, Literatur und Wissenschaft, hg. von Frank Fehrenbach/Lutz Hengst/Frederike Middelhoff/Cornelia Zumbusch, Berlin [u. a.] 2022, S. 167–192.

[9] Vgl. zum Thema des Gesichts: Urte Stobbe: „Plant Studies: Pflanzen kulturwissenschaftlich erforschen – Grundlagen, Tendenzen, Perspektiven“, in: Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 4 (2019), S. 91–106; zur Bewegungs-, Gesichts- und Stimmlosigkeit: ebd., S. 102.

[10] Friedrich Schlegel, „‚Geistesblüte‘, ‚Jugendblüte‘, ‚Blütenbildersprache‘“, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 19, hg. von Ernst Behler, München [u. a.] 1971, S. 628.

[11] Friedrich Schlegel, „VI: Zur Philosophie nro. I. Paris 1802 Jul., Nr. 261, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 18, hg. von Ernst Behler, München [u. a.] 1963, S. 457.

[12] Friedrich Schlegel: Philosophische Vorlesungen (1800–1807). Erster Teil, Bd. 12, hg. von Jean-Jacques Anstett, München [u. a.] 1964, S. 420.

[13] Friedrich Schlegel: „Philosophische Lehrjahre, Nr. 207“, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Erster Teil, Bd. 18, hg. von Ernst Behler, München [u. a.] 1963, S. 492.

[14] Schlegel, Philosophische Vorlesungen, S. 409.

[15] Ebd.

[16] Ebd., S. 410.

[17] Ebd., S. 420.

[18] Vgl. Karl Friedrich Kielmeyer: Ueber die Verhältniße der organischen Kräfte unter einander in der Reihe der verschiedenen Organisationen, die Gesetze und die Folgen dieser Verhältniße [1793], hg. von Kai Torsten Kanz, Marburg 1993 sowie zum Konzept der Gradation Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: „Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie (1799)“, in: Ders.: Historisch-kritische Ausgabe, Reihe 1, Werke 7, hg. von Wilhelm G. Jacobs/Paul Ziche, Stuttgart 2001.

[19] Ebd., S. 465.

[20] Friedrich Schlegel: „Philosophische Lehrjahre“, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Erster Teil, Bd. 18, hg. von Ernst Behler, München [u. a.] 1963, S. 181.

[21] Schlegel, Philosophische Vorlesungen, S. 424f.

[22] Friedrich Schlegel: „Zur Kritik. Nr. 635“, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 16, hg. von Eichner, Paderborn [u. a.] 1981, S. 138.

[23] Schlegel, Philosophische Lehrjahre, Erster Teil, Nr. 420, S. 158.

[24] Novalis: „Dialog“, in: Novalis: Schriften. Die Werke Friedrich von Hardenbergs, Bd. 2, hg. von Richard Samuel/Hans-Joachim Mähl/Gerhard Schulz, Stuttgart 1960, S. 669–671.

[25] Vgl. Richard Samuel: „Einleitung“, in: Novalis: Schriften. Die Werke Friedrich von Hardenbergs, hg. von Richard Samuel/Hans-Joachim Mähl/Gerhard Schulz, Stuttgart 1960, S. 655–660, hier S. 655.

[26] Richard Samuel datiert den sechsten Dialog auf die Zeit nach Februar 1799, mutmaßt aber auch, dass es sich um eine Abschrift handeln könnte. Vgl. Samuel, Einleitung, S. 656.

[27] Vgl. ebd., S. 659.

[28] Novalis: „125. Novalis an Friedrich Schlegel in Berlin“, in: Novalis: Schriften. Die Werke Friedrich von Hardenbergs, Bd. 4, hg. von Richard Samuel/ Hans-Joachim Mähl/Gerhard Schulz/Dirk Schröder, Stuttgart 21998, S. 262–264, hier S. 263.

[29] Novalis, Dialog, S. 669f.

[30] Vgl. „Cryptogamae“, in: Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang, Jena 1996, S. 97f.

[31] Novalis, Dialog, S. 670.

[32] Ebd.

[33] Ebd. S. 671.

[34] Vgl. dazu Paul Kluckhohn/Richard Samuel (Hgg.): Novalis: Schriften. Die Werke Friedrich von Hardenbergs, Bd. 3, hg. von Richard Samuel, Darmstadt 1983, bes. S. 102–114 sowie Einführung, S. 18–20.

[35] Schlegel: Philosophische Vorlesungen [1800], S. 441, Hervorhebungen Y. A.

[36] Friedrich Schlegel: „Von dem System des Realismus“, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 13, hg. von Jean-Jacques Anstett, München [u. a.] 1964, S. 357–364, hier S. 362f.

[37] Vgl. dazu etwa die von der Allianz Rhein-Main-Universitäten geförderte Initiative „Romantische Ökologien“ und die in diesem Zusammenhang von Roland Borgards, Frederike Middelhoff und Barbara Thums im Juli 2022 ausgerichtete Tagung zum Thema „Wasser|Landschaften. Ökologien des Fluiden um 1800“.

[38] Vgl. zu einer ausführlichen Lektüre dieses Essays: Barbara Thums: „Verzweigungen und Belaubungen: Marion Poschmanns Laubwerk. Zur Poetik des Stadtbaums“, in: Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant Studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung, hg. von Urte Stobbe/Anke Kramer/Berbeli Wanning, Berlin [u. a.] 2022, S. 113–132.

[39] Marion Poschmann: Laubwerk, Berlin 2021.

[40] Ebd., S. 45.

[41] Vgl. dazu Stefan Matuschek/Sandra Kerschbaumer: „Romantik erkennen – Modelle finden. Zur Einführung“, in: Romantik erkennen – Modelle finden, hg. von Stefan Matuschek/Sandra Kerschbaumer, Paderborn [u. a.] 2019, S. 1–13.

[42] Poschmann, Laubwerk, S. 53.

[43] Poschmann, Laubwerk, S. 53f.

[44] Andreas Reckwitz/Hartmut Rosa: Spätmoderne in der Krise. Was leistet die Gesellschaftstheorie?, Berlin 2021, hier: Hartmut Rosa, S. 242, Hervorhebung im Original.

[45] Auch Rosas Denken der Resonanz schließt Aspekte des Ökologischen mit ein, vgl. z. B. ebd., bes. S. 235.

 

Der Beitrag ist unter dem folgenden Link dauerhaft abrufbar: https://doi.org/10.22032/dbt.59022

Beilage eines Briefes, den Sophie von Kühn ihrem Verlobten Friedrich von Hardenberg am 20. Oktober 1796 aus Jena zusandte. Schriftliche Quellen überliefern, dass sich hierin eine getrocknete rote Glockenblume befunden habe.

Herbarbeleg der Nesselblättrigen Glockenblume. Die zwischen Juli und August violett blühende Glockenblume, ist in heimischen Wäldern und Gebüschen zu finden. Der Beleg stammt aus dem Herbar der Privatsammlung von Roswitha Allenberg; unter: https://nat.museum-digital.de/object/178851